Die Villa

EHRENHOF


Baumpläne

Ein genaues Studium der Baumpläne zeigt klar, daß der Palast in zwei Bauphasen errichtet worden ist. Teils wurden bereits bestehende Mauern benützt (die Fassade ist nicht symmetrisch im Vergleich zum Gebäude, die Bogengänge sind ungleich tief usw.); die stilistischen Merkmale des Gebäudes und der Ausschmückung sind aber einheitlich, sodaß man annehmen kann, daß das Mauerwerk und die Bemalung der Fassade, des Hofes, der Gemächer, alle zwischen den Jahren 1550 und 1570 ausgeführt worden sind. Die Fresken können nicht vor 1560 gemalt worden sein, denn im Hofe erscheint das Wappen von Pius IV Medici di Marignano.


Marmorwappen

Das große Bogenportal aus Quadersteinen, ähnlich dem jenigen des Palastes der Cicogna in Mailand, trägt Marmorwappen mit den drei kleinen Adlern der Mozzoni, wärend im inneren viele Wappen der Cicogna und einige Allianzwappen - oben der Storch, unten die Adler - erscheinen.
Der Hof beseeht aus nur drei Seiten; an Stelle der vierten öffnet sich die entzückende Aussicht auf den “Hausgarten”. Die Mauern des Hofes und die Bogen-gänge sind mit einer Reihe von lebendigen Malerein geschmückt; in den Vierungen zwischen den Fenstern der beiden ersten Seiten erscheinen männliche und weibliche Figuren und unter jedem Fenstersims ein heraldisches Wappen, das eine Identifikation dieser Figuren erlauben könnte. Die großen Figuren und die Medaillons, die alle im Laufe der Jahre durch Witterungseinflüsse immer stärker verblassen, sind mit aller Wahrenscheinlichkeit Darstellungen der Damaligen Besitzer und der Sforza, der Herzöge von Mailand, die sehr oft nach Bisuschio zur Jagd kamen.
Unter den Bogengängen sind Jagden zu Pferd, Land - und Fischereiszenen dargestellt, ein interessantes Bildokument das Lebens im Park, im Wald und auf den Gütern der Mozzoni. All diese Fresken werden allgemein den Gebrüdern Campi aus Cremona und deren Schule zugeschrieben. Dieses dekorative Werk von guten Niveau und der unverwechsebare Stil sind vom damaligen reinen Renaissance-Geschmack inspiriert. Diese Fresken wurden erst um das Jahr 1800 freigelegt, denn zur Pestzeit im 17. Jahrhundert sind sie aus hygenischen Gründen mit einer Kalkschicht bedeckt worden. Auf der linken Seite kann man Hammerspuren sehen, die beim Abklopfen des Mörtels entstanden sind; diese Arbeit wurde natürlich sofort unterbrochen, sobald die unter dem Verputz vorhandenen Fresken entdeckt wurden.
Die Heiterkeit, die in diesem Hause herrschte, wird durch das Fries zwischen dem Erdgeschoss und dem 1. Stock versinnbildlich, einen Jagdhund halten, Wagenrennen veranstalten, sich umarmen, Wappenschilder halten. An der dritten Seite lagern heidnische Gottheiten: Jupiter, Diana, Göttin der Jagd usw.; in drei ovalen Rahmen des Frieses sind Aretusa bei der Quelle und andere Waldnymphen dargestellt. Die kleinen Bogen unter dem Dachgesims sind ausgefüllt mit moralischen Leitsprüchen und Sentenzen, die im Laufe der Zeit verblasst sind.


TREPPENHAUS


Treppenhaus (Fotographie Vincent Berg)

Aus dem Hof betritt man das Treppenhaus, dessen Wände und Gewolbe vollständig angemalt sind. Auf dem mittleren Treppenabsatz stehen zwei Marmorbüsten von Augusto und Francesco Mozzoni. Im oberen Treppenteil, über der gemalten Balustrade, sind panoramische Aussichten der umliegenden Landschaft dargestellt. Natürlich haben die Künstler diese Aussichten idealisiert, aber die Hügel über Besano und die jetzt verfallene Burg von Cuasso al Monte sind erkennbar.
Zwischen den Fresken sind originelle Girlanden aus Früchten, Blumen und Blättern eingefügt, Symbole der Erzeugnisse der umliegenden Länderein. Die Phantasie der Künstler hat die wunderschöne Decke mit kleinen Ansichten und idyllischen Szenen, eingerahmt von Wappen der Frauen der Erstgeboren der Familie Cicogna Mozzoni (Visconti, Bossi,usw.) ausgeschmückt.


BIBLIOTHEK
Urspünglich war dies der Unterhaltungsraum. Es wurde musiziert, die Spielleute unterhielten die Besitzer und deren Gäste mit Gesang, Rezitationen, Musik und Tanz. In der Tat, auf dem Band, das sich über alle vier Wände erstreckt, halten Amoretten die Worte: “AD DULCES PARNASI NUMINA CANTUS VENIMUS”. Ausserdem sieht man die neun Musen, Töchter des Zeus und der Mnemosis D.H. Calliope Muse der Elegie, Clio Muse des epischen Gesanges, Erato Muse der Liebespoesie, Thalia Muse des Lustspiels, Melpomene Muse der Tragödie, Terpsichore Muse des lyrischen Chorals, Euterpe Muse des lyrischen Gesanges und der Flöte, Polymnis Muse des Tanzen und des heiligen Gesanges, Urania Muse der astronomischen und didaktischen Epik. Weiterhin ist Apollo (Dionisos Musagetes) dargestellt, in der Mytologie Leiter des Chores der Musen, die mit ihm tanzen und singen, besonders während der Feste und Festmahle der olympischen Götter.


Bibliothek (Fotographie Vincent Berg)

Im oberen Teil des Kamins ein großes Fresko, Vulkan und Venus darstellend. Später wurde dieser Raum als Kapelle benützt. Ungefähr in der Hälfte der jetzigen Bibliothek öffneten sich zwie Türen und im Inneren befand sich der Altar, an dem der Hauskaplan die heilige Messe zelebrierte. Das Fresko wurde bei dieser Gelegenheit immer mit einem Tuche verdeckt.
Noch einige Zeit später wurde die Bewilligung zur Lesung der heiligen Messe aufgehoben, und um diesem Raum nicht leerstehen zu lassen entschloß man sich eine Bibliothek einzurichten, um die einigen tausend Bände unterzubringen, die von den früheren Generationen und den Jetzigen Besitzern gesammelt worden sind. Besonders interessant sind der große Kamin, der große Schneidertisch aus dem Jahre 1670, ein venezianischer Kronleuchter aus dem 16. Jahrhundert, ein mit Metall und Samt beschlagener großer Holzkoffer aus dem 14. Jahrhundert und die Holzdecke.


ERSTES ZIMMER
In Zentrum ein österreichisches forte piano von Anton Walter, die Wände mit gemalten Trophäen und Musikinstrumenten. Auf den rotlackierten Türen Abbildungen in Gold eines Storches, des Wappentieres der jetzigen Besitzer.


Fortepiano

Prachtvolle Original - Kassettendecke mit vergoldeten Beschlägen; die bis heute weder berührt noch restauriert worden sind. Die Freskos dieses, sowie der beiden folgenden Zimmer, stellen Damast-Drapierungen dar. Die Genauiggkeit der Künstler ging so weit, daß nicht einmal die Nägel vergessen wurden, die diese Stoffe halten.


ZWEITES ZIMMER


Dopplbett mit gewölbtem Baldachin aus dem 18 Jahrhundert (Fotographie Vincent Berg)

Wunderschönes Dopplbett mit gewölbtem Baldachin aus dem 18 Jahrhundert genannt “della Cittrona”. Die Seidenbespannung der Aussenwand des Bettes sowie des Baldachins ist in petit-point bestickt. Äusserst wertvoll die aus Nußholz geschnitzen Möbel aus dem Spätbarok. In der Ecke eine Statue, eine Frau mit Kind darstellend. Fresko-Darstellung einer Girlande mit Tieren und Holzdecke mit vergoldeten Beschlägen.


DRITTES ZIMMER
Auch in diesem Zimmer Fresko von Damast-Drapierungen. In der Ecke ein Fresko aus dem Jahre 1534 auf Leinwand übertragen, darstellend den hl. Rochus, Schutzheiligen der Pestkranken, auf die Wunde an seiner Leiste zeigend; dieses Werk wird der Schule des Borgognone zugeschrieben.


Hl. Rochus

Auf dem Schreibtisch, der in einen Tisch verwandelt werden kann, zwei Kerzenleuchter aus vergoldeter Bronze. Doppel - Lehnstühle aus dem 17. Jahrhundert und Lehenstühle mit zweifarbigen Leder überzogen. An der Wand eine österreichiche Truhe aus dem 19. Jahrhundert. Die Besonderheit des Fußbodens aus gebrannten Fliessen besteht darin, daß diese mit Ochsenblut eingefärbt worden sind.


FRAUENGEMÄCHER


Frauengemächer (Fotographie Vincent Berg)

An der Aussenseite des Gebäudes sind drei Fenster zu sehen, von denen die Frauen die Vorkommnisse in Außenhof beobachten konnten.


Decke

Im esten Raum nahe der Decke, ein Fresko mit Darstellungen von Fauen, Zwergen, den drei Göttinen der Schönheit, Amoretten auf einem von Löwen gezogen zweirädrigen Wagen. Decke mit gezeichneten Vierecken.


ZWEITES GEMACH
Oben phantastiche Darstellungen von Frauen, Tieren, Drachen und Amoretten.


Decke

Wunderschöne Schachtel - Decke und in einer Fenstereinbuchtung ein “Einbauschrank” aus der Bau-Epoche. Die Inschrift auf der Schublade unter dem Schrank läßt darauf schliessen, daß dies das Mädchenzimmer der Cecilia Mozzoni war.


Cecilia Mozzoni 1538-1613



DRITTES GEMACH
Bett mit vergoldeten Säulen und mit Stoff bezogene Stühle aus dem 17. Jahrundert.


GRUENES ZIMMER
Über dem Bett ein großes Gemälde von Giulio Cesare Procaccini, (wird restauriert) die mystiche Vermählung der hl. Katarina darstellend. Von diesem sehr wertvollen Gemälde wurden, vom Künstler selbst oder seiner Schule, mehrere Kopien hergestellt und es konnte niemals festgestellen werden, welches das Original sei, denn alle Ausführungen sind identisch bis zur kleinsten Einzelheit. Eine Kopie ist auch in der Pinakothek der Brera ausgestellt.Großer Schranck aus Nußholz und ein schön geschnitzer Beetschemmel.


Terrassen (Fotographie Vincent Berg)



ROTES ZIMMER
Großes Bett mit panoramisch gewölbtem Baldachin mit Seide bezogen. An den Wänden zwei prachtvolle vergoldete französiche Toilettenspiegel aus dem 18. Jahrundert. Wunderschönes holländisches Trumeau aus dem 16. Jahrhundert. Zu beachten sind die Decke und die Steinbänke an den Seiten jedes Fenster. Auf einer der mit Fresken bemalten erscheint die Jahreszahl 1559, die Epoche in der die Fresken entstanden sind.


ANDERES ZIMMER
Säulenbett mit vergoldeten Verzierungen und lombardischer Beetschemmel sowie Doppelschreibtisch.


GROßES EMPFANGSSAAL
Dies ist der wichtigste Raum des ganzen Palastes. Besonders sorgfältig gearbeitete Kassetten - Decke. Übergroßer Kamin aus Stein von Viggiù, reich geschmückt mit eingemeisselten Darstellungen von Waffen und Werkzeugen. An den Wänden fünf Ahnen-Portraits der Cicogna Mozzoni. Die Dame ist Angela Mozzoni, die einzige Tochter der Grafen Mozzoni. Sie heiratete Gian Pietro Cicogna und brachte ihm als Mitgift alle Besitzungen der Mozzoni, einschließlich den Palast in Bisuschio.


Großes Empfangssaal

Holzschrank mit feiner Schnitzarbeit aus dem frühen 17. Jahrhundert. Entlag der Wände eine Reihe von Stühlen mit petit-point besticktem Stoffüberzug und vier geschnitzte Holz - Konsolen aus dem 18. Jahrhundert. Auf der Truhe aus dem 17. Jahrhundert im Hintergrund die Reproduktion eines Hundes, der während einer Treibjagd einem Herzog von Mailand das Leben rettete. In der Tat, während eines Bärentriebes wurde ein prachtvolles Exemplar von einer Hundemeute aufgestöbert und angegriffen. Der Bär verteidigte sich und machte beinahe alle Hunde kampfunfähig. Der große Lärm lockte alle Jäger an, als Ersten den Herzog von Mailand, der sich plötzlich vor dem vütenden Bären befand. Der bereits verletzte Hund sammelte seine letzten Kräfte und packte mit einem sprung den Bären an der Grugel. Diese genügte, um die Aufmerksamkeit des Bären, der den Herzog beinahe in seinen Pranken hatte, abzulenken und gab Agostino Mozzoni die Gelegenheit den Bären zu erlegen. Die Chroniken des Simonetta berichten, daß der Bär ganze 250 Pfund wog und “drei Mannen beschädigte und einen Hund totschlug”. Das wilde Tier wurde ausgestopft und im Schloß von Mailand neben einem einbalsamierten Hirsch aufgestellt. Einer der “beschädigten Männer” war sicher Agostino Mozzoni, der an der Jagd teilgenommen haben mußte und der, von den Hunden gestellten Bären mit Lanze und Degen entgegengetretem sein mußte. Dieses Ereignis wird vom Herzog selbst in seinem Handschreiben vom 4. November 1476, in dem er den Agostino Mozzoni wegen seiner Gastfreundschaft und Ergebenheit von gewissen Steuern befreit, wie folgt erwähnt: “Intus ursorum venationibus, quas nuper in vicariatu nostro Varisij fecimus ita se prontium in imnibus praebuit ...Agustinus de Mozzonibus de loco Besustij... ut aliqua ex parte satixfaciamus vulnere quod ad urso in ipsis venationibus illatum... etc.” Der Hund erlag den erlittenen Wunden und aus Dankbarkeit ließen die Mozzoni diese Nachbildung in Terrakotta anfertigen, begruben den Hund im Garten und errichteten ihm ein kleines Denkmal, das heute noch bewundert werden kann.
DER PARK - Aus dem großen Empfangsaal betritt man den breiten Weg, der zum Park führt. Gerade dem Ausgang gegenüber führt eine prachtvolle perspektische Doppeltreppe mit 156 Stufen, eingerahmt von Zypressen, bis zu einem Tempel, der sich klar gegen den Himmel abhebt. Zwischen den beiden Stufenreihen fließt ein kleiner Bach über breite Steinstufen bis zum Sammelbecken. Rundherum erstreckt sich über den ganzen Hügel der wietläufige Park, angelegt anfangs des 19. Jahrhunderts im Landschaftlichen und etwas bühnenartigen englischen Geschmack.